April 2021 | 1. – 14. April

Die ersten zwei Aprilwochen. Kaiserwetter über Ostern. Alle wollen raus. Frühling und Freiheit atmen. 

Aber das Virus ist immer noch da, stärker als zu vor. Intensivmediziner betteln förmlich um harten Lockdown. 

Aber was macht die Politik? Nichts. Stattdessen: Streit um Kompetenzen und Testpflicht für Unternehmen. 

Unverantwortlich! 

Noch schlimmer: Querdenker-Demos statt Ostermärsche. Lesen Sie dazu den Vergleich mit früheren Zeiten. 

Außerdem: Lichtblicke mit Hindernissen. Tübinger Modell und Impfbeginn bei den Hausärzten.

Inhaltsverzeichnis

Eiertanz um AstraZeneca

Hiobsbotschaft: Impfungen mit AstraZeneca für unter 60-Jährige sind gestoppt. Zu viele Fälle mit gefährlichen Nebenwirkungen nach Impfungen mit dem Vakzin. Sogar Todesfälle gibt es. 

Warum bei uns in Deutschland so viele, weiß niemand. Aber die Notbremse muss wohl sein. Dabei gilt der vielgescholtene Impfstoff jetzt laut Wissenschaft als überaus sicher und effektiv für über 60jährige. Und oh Wunder, deshalb ist er ab sofort freigegeben für diese Altersgruppe. Das war am Anfang genau umgekehrt. 

Was für ein Eiertanz! 

Egal. Ich freue mich, dass ich baldmöglichst den erlösenden Anti-Coronapieks bekomme, gehöre schließlich zu der Gruppe ü 60. 

Doch die Hoffnung trügt. Zumindest, was Freiburg angeht.

Impfpause über Ostern

Was lese ich da mit ungläubigem Staunen in der Zeitung? Das Freiburger Impfzentrum schließt über Ostern. 

Grund: Man will den gestressten Mitarbeitern eine „Pause zum Durchschnaufen“ gönnen. 

Ja verdammt, wo sind wir denn? 

Erst heißt es Impfen, Impfen, Impfen, so viel und so schnell es geht. 

Und dann macht das Impfzentrum mal eben für fünf Tage dicht. So sehr ich verstehe, dass die Mitarbeiter mal eine Pause benötigen. 

Was ich überhaupt nicht verstehe, wieso es keinen Plan B gibt, also Mitarbeiter, die als Ersatz eingesetzt werden. 

In jedem größeren Wirtschaftsbetrieb wird in Wechselschichten produziert. Wieso soll das im Freiburger Impfzentrum nicht möglich sein? 

Andere Impfzentren wie Offenburg impfen über Ostern durch. Im saarländischen Lebach sogar Tag und Nacht. 

Das macht dort die Bundeswehr. Ja, wenigstens macht sie da was Sinnvolles und vor allem Friedliches.

Friedensmarsch statt Querdenker-Demo

Frieden und Ostern. Ostern ist und war die Zeit der Ostermärsche der Friedensbewegung. In den 80 Jahren zogen noch Zigtausende gegen den Nato-Doppelbeschluss auf die Straßen. 

In Freiburg und Stuttgart bis zu 20 000 Menschen. Aber was ist heute an Ostern? Da protestieren in Stuttgart 15 000 hirnverbrannte Coronaleugner ohne Masken ohne Abstand gegen die Coronapolitik. 

Statt für einen „Lockdown“ für die Abrüstung demonstrieren sie gegen den Corona-Lockdown.

Es ist schlimm, wie tief der Menschenverstand gesunken ist. Und traurig, was vom aufrechten Gang, kritischem Denken und Engagement für eine friedliche Welt geblieben ist. 

Klar denken statt quer denken muss die Devise heißen.

1000 Tote pro Tag

Fast alle Virologen und Intensivmediziner verkünden es: Die dritte Welle wird furchtbar, wenn sie nicht gebrochen wird. 

Von 100000 Infektionen täglich ist die Rede von 1000 Toten täglich im Mai. 

Sie schreien, betteln förmlich um Lockdown. 

Und was machen wir? 

Wir feiern Ostern als sei nichts gewesen und als würde nichts mehr kommen. 

Aber genug geärgert. Es gibt auch Lichtblicke. 

Das Wetter, sommerliche Temperaturen über 25 Grad. Wenigstens die ersten zwei Apriltage. 

Das erste Mal draußen Tennis gespielt. Mit Sicherheitskonzept. Gut, dass der Verein bei der Luca-App mitmacht.

Frühling an der Dreisam

Karfreitag, kleine Radtour an der Dreisam. Grün überall, manchmal zarte, manchmal volle Blüten. 

Der Frühling hat Einzug gehalten. Zumindest im Dreisamtal. Höher sieht es noch kahl aus, bis auf wenige weißblühende Tupfer. 

Hab mir ein hübsches Dreisam-Motiv ausgesucht.  Dort, hinter Ebnet, wo der Fluss vor wenigen Jahren nach der Begradigung wieder ein Stück weit renaturiert wurde. 

Die Bäume auf meinem Bild haben schon mehr Grün als in der Realität. Um der Harmonie willen. Besonders schön finde ich die Wasserspiegelung.

Vorbild Tübingen

Tübingen macht Mut. So sehr Boris Palmer umstritten ist wegen seiner zweifelhaften Äußerungen zu Migranten und oft vorschnellen politischen konservativen Kommentaren – das Modell Tübingen finde ich gut. 

Dank Teststrategie, die vor allem der umtriebigen Notärztin Lisa Federle zu verdanken ist, bekommen die Tübinger kleine Freiheiten in ihrem Alltag zurück. Wobei zu bemerken ist, dass die Tübinger seit Anfang des Jahres testen. 

Daher haben sie Infizierte schnell entdeckt und können weitere Ansteckungen verhindern. Kein Wunder, dass die Inzidenz dort gesunken ist. 

Warum folgen andere Kommunen diesem Beispiel nicht? 

Ich hoffe nur, dass die Tübinger weitermachen können und so auch wissenschaftlich belegen können, dass ihre Impfstrategie Erfolg hat. 

Denn die Gefahr besteht, dass die Inzidenz wieder dort steigt, weil die Stadt von Einkaufstouristen und Feierwütigen überrollt wird. 

Aber ohne eine funktionierende Impfstrategie machen Lockerungen keinen, und schon gar nicht flächendeckende Öffnungen wie im ganzen Saarland. 

Die spielen da mit dem Feuer!

Die Kinder leiden

Ein Jammerbild bleibt die Schulpolitik. Da die Inzidenzen wieder steigen, werden die Schulen nach Ostern in vielen Ländern wie in Ba-Wü wohl geschlossen bleiben. 

Ja verdammt immer wieder müssen die Schwächsten leiden. Die Ansteckungsgefahr in den Schulen ist nach den neuesten Untersuchungen fast so hoch wie in Großraumbüros.

Psychologen und Soziologen klären seit langem über schwerwiegende Folgen für Kinder auf, die ihre Sozialkontakte verlieren, wenn die Schulen und Kitas zu sind. 

Zeit genug hatte die Politik für anständige Lüftungssysteme in Schulen und Kitas zu besorgen. Aber kein Geld für Schulen und Kitas. 

Das große Geld geht an die mit der größten Lobby: Airlines und Touristik-Konzerne. Und von zweimal Testen ist in Schulen und Kitas nichts zu sehen. Schnelltests fehlen genauso wie der Impfstoff.

Hausärzte warten

Nach Ostern dürfen endlich die Hausärzte ran, werden aber abgespeist mit gerade mal 18 Dosen pro Woche. Und auch hier klappt Logistik nicht. 

Dienstag nach Ostern sollte es losgehen. Aber manche Ärzte die loslegen wollten, haben bis zum Nachmittag keine Impfstofflieferung bekommen. Und auch manche Apotheken nicht. Die sind zuständig für die Lieferung an die Ärzte. 

Da musste doch mancher Apotheker selber zum Großhandel fahren, um seine Impfdosen abzuholen. Logistik-Weltmeister Deutschland von wegen!

Handeln statt verhandeln

Eine Woche nach Ostern. Die Inzidenz klettert unaufhaltsam. Die Kapazität der Klinik-Intensivbetten an der Belastungsgrenze. 

Zwei Drittel aller Deutschen schreien nach einem harten Lockdown. Und zwar sofort. Was macht die Politik? 

Statt Leben zu retten streiten sich Bund und Länder um Kompetenzen. Armin Laschet, der Hobbit aus NRW, kommt mit der Idee eines Brücken-Lockdowns daher. Über wie viel Brücken will er denn noch gehen? Handeln ist angesagt statt verhandeln. 

Auch wenn jetzt die Bundesregierung den Chef-Kochlöffel in die Hand nehmen will, weil zu viele Bundesländer ihre Extrawürste braten – es dauert zu lange, bis die für alle Länder gültige Notbremse in Form eines Gesetzes festgezurrt wird. 

Mal wieder zu spät, zu langsam, zu wenig und zu weich. Denn die notwendige Testpflicht für Behörden und Betriebe wird es wahrscheinlich nicht geben. Zu stark die Wirtschaftslobby. 

Dafür vielleicht wieder Einschränkungen fürs Private: nächtliche Ausgangssperren für Inzidenzen ab 100. Schwachsinn, denn gerade in Innenräumen sind Aerosoldichte und Ansteckungsgefahr am größten. 

Und das Virus lacht sich ins Fäustchen. Wann endlich wacht die Politik auf – und handelt schnell, pragmatisch und konsequent?

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