Juni 2021 | 1. – 15. Juni
Nach Aufhebung der Priorisierung: Verschärfter Kampf um Impftermine. Wann sind Kinder und Jugendliche dran? Pannenminister Spahn: Hat er Steuergelder verschwendet? Der Impfpass kommt, aber es gibt gefährliche Datenlücken. Und: Baerbock und Laschet tricksen bei ihren Lebensläufen.
Inhaltsverzeichnis
Kinder impfen?
Endlich geht’s mal um Kinder und Jugendliche. Sollen 12 bis 16jährige geimpft werden? Die Streitfrage zwischen Politik, Ärzten und Wissenschaft. Jens Spahn sagt ja. Vorschnell wie immer.
Schließlich will der Pannenminister für sich und seine Partei endlich mal wieder Pluspunkte sammeln. Logo: Wahlkampf! Aber ob das Impfen von Kindern und Jugendlichen eine gute Idee ist, darüber sind zumindest Zweifel angebracht.
Kinder erkranken nicht schwer an Corona, können aber das Virus weitergeben. Und wenn Lehrer und Eltern weitgehend geimpft sind, ist das Ansteckungsrisiko gering.
Die ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt auch aus einem anderen Grund nicht generell, dass Kinder und Jugendliche gegen Covid geimpft werden.
Kein Lakritzbonbon
Da zu wenige Daten über die Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen vorliegen, rät die Stiko, nur vorerkrankte Kinder zu impfen. „Eine Covid-Impfung ist kein Lakritzbonbon“, warnt Professor Martens, Vorsitzender der Stiko. Der Mann, der aussieht wie der Weihnachtsmann, ist ein äußerst kompetenter Wissenschaftler.
Martens meint mit seinem Vergleich, es sei möglicherweise gefährlich, Kinder zu impfen ohne fundierte Kenntnisse über die Nebenwirkungen zu haben. Andererseits hat die Europäische Arneimittelbehörde den Biontech-Impfstoff für 12-16jährige bis bereits zugelassen.
Spahn folgt der Stiko-Empfehlung, wenn auch schweren Herzens. Also wird das jetzt nix mit der breitgefächerten Impfkampagne für Kinder. Das kann in wenigen Wochen anders aussehen, wenn die Wissenschaft genügend Daten über die Kinder-Impfung hat.
Leere Versprechungen
Allerdings spricht einiges dafür, Kinder und Jugendliche schnell in die Impfkampagne mit einzubeziehen. Sie sind die Hauptleidtragenden in der Pandemie.
Ein Jahr so gut wie keine Schule, keine Bildung, kein Sport, keine Freizeit, keine Kontakte untereinander. Ein ganzes Jahr futsch. Ein ganzes Jahr, das Kindern und Jugendlichen bei ihrer Entwicklung, bei ihren Zukunftschancen fehlt. Ein ganzes Jahr leerer Versprechungen von der Politik.
Ich habe die Worte von Spahn und Laschet noch im Ohr: „Schule ist das letzte was wir schließen und das erste was wir öffnen.“ Welch ein Hohn! Gut, jetzt angesichts sinkender Inzidenzen öffnen in fast ganz Deutschland die Schulen wieder.
Wiedergutmachung nötig
Aber geschützt sind die Kleinsten immer noch nicht. Wer weiß denn, ob nicht im Herbst eine vierte Welle droht. Keine Luftfilter oder sonstige Schutzmaßnahmen. Vom digitalen Aufbruch brauchen wir gar nicht erst zu reden.
Da wäre eigentlich eine Wiedergutmachung, die Kinder zu impfen. Das Problem aber ist der mangelnde Impfstoff. Woher nehmen? Es ist immer noch nicht genügend da.
Bis Mitte Juni kann in vielen Arztpraxen und Impfzentren nur Vakzin für die Zweitimpfung verimpft werden. Erstimpfungen sind wegen des bundesweit zu knappen Impfstoffs vielerorts gar nicht
Geheimnisvoller Felsenweg
Für die Motivauswahl meiner aktuellen Bilder habe ich diesmal kein Live-Motiv. Die geplante Wanderung über den Felsenweg bei Oberried ist wegen des schlechten Wetters ausgefallen. Also musste ein Foto aus dem Internet als Vorlage herhalten.
Den üppigen Wald tupfe ich wie immer mit einem Schwamm auf. Streifen aus Titanweiß für das durchschimmernde Licht. Das Grau für die Felsen ist nicht etwa ein aufgehelltes Schwarz, sondern eine Mischung aus Rot, Blau und ein wenig Gelb. So kommt das Grau natürlicher daher.
Die akribische Darstellung der vielen Felsbrocken und Steine am Hang hat sich gelohnt. Insgesamt ein spannendes Bild mit einem gewissen Zauber.
Renaturierte Dreisam
Ganz anders mein Aquarell der renaturierten Dreisam. Die vielen Menschen, die dort ihre Füße ins kühle Nass halten, habe ich weggelassen. Überhaupt nerven die Umweltsauereien der vielen Picknicker dort.
Warum ist es nicht möglich, den eigenen Müll wieder mitzunehmen? Mich dagegen haben die waghalsigen Steintürme fasziniert, die Hobbykünstler in der Dreisam aufgeschichtet haben.
Gar nicht so einfach das Aufeinandersetzen der Steinpyramiden genau so wie das Malen von Steinstruktur und Schatten.
Jagd auf Impftermine
Jetzt hat Jens Spahn auch noch Impfungen in den Betrieben zugelassen. Aber auch die Betriebsärzte gucken in die Röhre, bekommen gerade mal eine Handvoll Impfstoff. Mit der Freigabe der Impfung für jede und jeden hat Spahn eine beispiellose Jagd auf die Impftermine losgetreten.
Er weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden können. Erneut eine der vielen vollmundigen Versprechungen von Pannenminister Spahn, die ihm auf die Füße fällt. Frust und Enttäuschung vieler Impfwillige sind groß.
Aber das Schlimmste ist, dass nach wie vor 20 Prozent der Bevölkerung über 60 nicht vollständig geimpft sind.
Gefährliche Datenlücken
Und: Es gibt immer noch viele Menschen, die das Recht auf eine priorisierte Impfung haben, aber noch kein Impfangebot bekommen haben. Wie viele das sind, weiß niemand.
Das kann zum Problem werden. Wo viele Menschen nicht geimpft sind, wächst die Gefahr, dass sich auch viele Menschen infizieren. Sinnvoller wäre es, die Priorisierung erst aufzuheben, wenn der Großteil dieser Menschen ein Impfangebot bekommen hat.
Da stellt sich die Frage, was das Ziel der Impfkampagne ist? Umfassender Schutz des Einzelnen oder Erreichen der Herdenimmunität auf Biegen und Brechen? Ich vermute stark, letzteres.
Mindestens ebenso skandalös: Es ist unbekannt, wie viele Menschen auf regionaler Ebene derzeit geimpft sind. Wie kann das sein?
Schleppende Datenübertragung
Lediglich die Impfzentren übermitteln täglich Daten der Geimpften an das RKI, darunter ist auch die Postleitzahl. So lässt sich zum großen Teil aktuell ermitteln, wie der Impffortschritt regional verläuft.
Aber was fehlt, sind tagesaktuelle Daten der Arztpraxen. Diese übermitteln die Daten erst mit der Quartalsabrechnung an die Kassenärztliche Vereinigung. Von dort erhält sie das RKI. Erste Abrechnungsdaten und damit auch die Lokalisierung erhält das RKI aber erst im 3. Quartal, also frühestens im Juli.
Woran das liegt? Vermutlich an der mangelnden Digitalisierung. Problem der Digitalisierung vielerorts – nicht nur an den Schulen, vor allem in der Verwaltung. Hoffentlich klappt die Digitalisierung beim digitalen Impfpass besser. Der soll bereits einsetzbar sein, verspricht Spahn. Na ja, wer’s glaubt…
Steuergeld-Verschwendung
Ab Montag, 14.6. beginnen die Apotheken mit der Umwandlung der Daten aus dem gelben Impfpass in einen QR-Code, der dann in die Corona-Warnapp oder in eine neugeschaffene App namens CovPass übertragen wird.
Warum zwei Apps, die die gleiche Funktion erfüllen, frage ich mich. Da drängt sich der Verdacht auf, dass mal wieder unsinnig Milliarden an Steuergeldern verschwendet werden. Nicht zum ersten mal.
Man denke an die Millionen an die Klinken für Ausgleichszahlungen sowie für zusätzlich aufgestellte Intensivbetten, die aber gar nicht belegt waren. Oder an die Millionen-Erstattungen an Apotheken für überteuerte FFP2-Masken.
Dann die Millionen für die Schnelltests, bei denen nicht mal ein Nachweis über die tatsächliche Ausführung vorgeschrieben war. Die Liste von Pannen und Verschwendung ist lang.
Neue Masken-Affäre
Schließlich der Streit über die vermeintliche Absicht Spahns, minderwertige Masken an Obdachlose und Menschen mit Behinderung zu verteilen.
Klar, dass er das abstreitet. Aber dass ihn die SPD erst jetzt attackiert, obwohl sich die Angelegenheit vor sieben Monaten zugetragen hat, ist natürlich Wahlkampf-Masche der schlingernden SPD. Die Wahrheit wird wohl nie rauskommen.
Aber Spahn muss sich in jedem Fall vorhalten lassen, nicht auf die Kosten zu achten. Um so mehr, da er von Beruf ausgebildeter Bank-Kaufmann ist. Aber es sind ja nur Steuergelder, mit denen der Pannenminister hantiert. Die Zeche zahlt die nächste Generation.
Juristische Ohrfeige
Für die junge Generation wird es so oder so ganz schön teuer. Nicht nur was die Kosten für die Bewältigung der Pandemie angeht. Die größten finanziellen Brocken, die die junge Generation zu schultern hat, wenn die Politik nicht jetzt handelt, sind die Rente und der Klimawandel.
Bei den Kosten für den Klimawandel hat das Bundesverfassungsgericht jetzt in Form einer juristischen Ohrfeige gezeigt, dass die Politik was tun muss. Und die hat immerhin schnell reagiert.
Um die CO2-Emissionen zu senken, hat die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD beschlossen, dass unter anderem der Spritpreis steigen muss. Um genau 15 Cent.
Abartig und heuchlerisch
Genau das hat Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock jüngst öffentlich vorgerechnet und quasi bestätigt. Gut, sie hat gesagt Erhöhung um16 Cent, also 1 Cent mehr und das vielleicht nicht erst 2025, sondern 2023.
Trotzdem erhoben sich Wutgeheul und Anfeindungen. „Unsozial! Baerbock greift den kleinen Leuten in die Tasche!“ In der Tonlage fielen der dröge SPD-Hanseat Scholz und der agile CDU-Hobbit Laschet, Baerbocks männliche Konkurrenten um das Kanzleramt, über die Grüne her. Abartig und heuchlerisch.
Dabei haben CDU und SPD genau das beschlossen, was sie jetzt nicht mehr wahrhaben wollen. Schnöde und fiese Wahlkampf-Rhetorik. Und ein Bärendienst für den Klimaschutz!
Dilettantische Baerbock
Aber statt sich zu wehren und die heuchlerische Taktik von SPD und CDU offenzulegen, leistet sich die grüne Kandidatin selber Fehler. Zu spät angegebene Nebeneinkünfte, frisierter Lebenslauf.
Dumm gelaufen, will man vermuten. Und Peanuts, könnte man mit guten Willen einräumen. Kein Vergleich mit den Millionen, mit denen sich Christdemokraten eine goldene Nase verdient haben.
Angesichts dieses CDU-Skandals bleibt die Grüne merkwürdig zahm. Stattdessen nützen Laschet uns Scholz, ihre männlichen Konkurrenten, Baerbocks Patzer wie ein gefundenes Fressen aus.
Was haben Baerbock und ihr Wahlkampfteam eigentlich gedacht? Dass CDU und SPD sie mit Samthandschuhen anfassen und nicht mit Argusaugen nach Schwachstellen und Lücken bei der Konkurrentin suchen?
Wie kann das angehen, dass das grüne Wahlkampfteam ihre Kandidatin nicht auf Herz und Nieren gecheckt hat? Hochgradig dilettantisch und unprofessionell.
Laschet trickst und pfuscht
Kein Wunder, dass insbesondere Laschet sich ins Fäustchen lacht. Dabei hätte er selbst allen Grund sich selber für die Offenlegung von Schlampereien in seinem Lebenslauf zu fürchten.
Der CDU-Kanzlerkandidat hat seine Lehrtätigkeit an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule nicht angegeben. Kein Wunder: Hat er doch tatsächlich Klausuren seiner Studenten verbummelt. Die waren nicht mehr auffindbar Laschet vergab trotzdem Noten und zwar 35 Noten. Allerdings hatten nur 28 Studenten die Prüfung abgelegt.
Na, wenn das kein Grund ist für die Grünen, auch Mal in die Offensive zu gehen. Die Zeit des Belehrens ist vorbei. Wahlkampf ist kein Wunschkonzert.
Es ist Zeit für die Grünen, mit den politischen Mitbewerbern Tacheles zu reden und ihnen mit den gleichen Mitteln zu begegnen, die sie anwenden.