Olaf Scholz‘ Machtwort: Taktik oder Zeichen der Schwäche? Grüne: pragmatisch bis an den Rand zur Selbstaufgabe. Gaspreisbremse: erneuter Murks. Außerdem: intimer Bericht über meinen Klinkaufenthalt.
Inhaltsverzeichnis
Zwei Egomanen
Das vielgelobte Donnerwetter des Kanzlers beendet den Hahnenkampf zwischen Habeck und Lindner. Einerseits gut so. Die zwei Egomanen lieferten sich wochenlang einen kindischen und unnützen Streit. Vordergründig ging es um die Laufzeit der verbliebenen drei Atomkraftwerke. Das ist und war vorgeschoben.
In Wahrheit ging es um Parteiprogramme, Partei-Identiät, Wählerklientel sowie politischen Einfluss. Dieses Gezanke ist und war respektlos und verantwortungslos gegenüber uns Bürgern. Wir erwarten konkrete Lösungen angesichts von Existenzängsten, ausufernder Inflation und Energiekrise.
Schwacher Kanzler
Anderseits kommt dieses vermeintliche Donnerwetter viel zu spät. Überhaupt hätte es des sogenannten Machtworts unter Anwendung der Kanzler-Richtlinien-Kompetenz gar nicht gebraucht. Olaf Scholz hätte längst aufzeigen können, wofür er steht.
Hat er aber nicht. Warum? Taktik, warten bis zum Äußersten? Um dann mit einer Ansage endlich als führungsstarker Macher dazustehen? Anders herum wird ein Schuh daraus. Das sogenannte Machtwort ist ein Zeichen von Schwäche. Denn Scholz hat es selbst in drei langen Gesprächen nicht geschafft, die Streithähne zu befrieden. Da kann es um seine Autorität nicht so doll bestellt sein.
Pyrrhus-Sieg
Die FDP wähnt sich als Sieger, weil jetzt drei Atomkraftwerke statt zwei länger laufen. Es ist aber ein Pyrrhus-Sieg. Das dritte Akw im Emsland ist altersschwach. Die Brennstäbe sind ausgelutscht und nahezu abgebrannt.
Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) zweifelt daran, ob das Emsland-AKW überhaupt in der Lage ist, Strom über den Jahreswechsel hinaus zu liefern. Überhaupt ist der Beitrag, den Akws an Strom liefern können minimal. Er liegt zwischen vier und sechs Prozent.
Auch die Behauptung, dass der Strompreis sinke, wenn die AKWs länger laufen, stimmt nicht. Allenfalls minimal dämpfen, sagt Energieexpertin Claudia Kempfert. Nach Berechnungen des Ökoinstituts würde allenfalls eine Preissenkung im Umfang von 0,5 bis 0,8 Prozent drin sein.
Eine Kröte nach der anderen
Die Grünen können mit dem von Scholz diktierten Beschluss leben. Ihnen bleibt auch nicht anderes übrig, hatten sie doch bereits den Streckbetrieb von zwei AKWs genehmigt. Da kommt es auf eines mehr nicht mehr darauf an. Es ist einfach ein Kompromiss mehr, den sie eingehen. Um der Macht willen.
Seit sie an der Regierung sind, haben sie viele Kröten geschluckt und sind als Grüne kaum mehr wieder zu erkennen: Waffenlieferungen an die Ukraine, Zustimmung zur Aufrüstung der Bundeswehr. Zustimmung zur Nutzung von Braunkohle und zu längeren Laufzeiten der AKWs. Eine atemberaubende Mutation. Von der Umwelt- und Friedenspartei zur Kriegs- und staatstragenden Partei.
Wer ist ehrlicher?
Wenigstens gibt Habeck mit Mitleid heischendem Dackelblick zu, dass die grüne Wandlung und ihr Pragmatismus den gegenwärtigen Krisen geschuldet sind. Eigentlich will der Philosoph und Wirtschaftsminister ja Zukunft gestalten.
Die ewig gestrige FDP verhält sich total anders. Trotz der Krisen beharrt Porschefahrer und Hobbyjäger Lindner auf der unzeitgemäßen Schuldenbremse. Und falls er doch Mal Geld locker macht, erfindet er neue Namen für die Schulden: Sondervermögen. Dabei weiß er ganz genau, dass es in Wahrheit Schulden sind. Gretchenfrage: Wer verhält sich ehrlicher?
Prüfstein Lützerath
Der Klimawandel ist und bleibt die größte Bedrohung für die Erde und den Weltfrieden. Dennoch setzen die Grünen derzeit wieder auf fossile Energieträger, nehmen Umwelt verschmutzende Kohleschleudern wieder ans Netz.
Jetzt lassen sie sogar zu, dass das symbolträchtige Dorf Lützerath weggebaggert wird. Wegen eines wackeligen Versprechens, dass der Kohleausstieg früher kommt. Wenn ihnen das nicht auf die Füße fällt! Die Bewegungen Fridays for Future und Ende Gelände schimpfen bereits Verrat und rufen zum Widerstand auf.
Rüstungsexport
Und von wegen wertegeleitete und feministische Außenpolitik, von der die grüne Außenministerin Anna-Lena Baerbock nicht müde wird zu schwadronieren. Soeben hat sie die Lieferung von Rüstungsgütern an Saudi-Arabien durch gewunken.
Die saudischen Menschenrechts-Verletzer und Menschen-Zerstückler führen bekanntlich einen blutigen Krieg im Jemen. Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien: Das geht gar nicht! Ebenso wenig schert sich Katar um Menschenrechte. Trotzdem buckelt dort Vizekanzler Robert Habeck vor den Scheichs, um dort Energie einzukaufen. Schäbig!
Absurde Begründung
Anna-Lena Baerbock verteidigte die Waffenlieferung gar mit dem fadenscheinigen Argument, dass Deutschland nicht direkt Waffen liefere, sondern über den Export an andere europäische Staaten im Rahmen gemeinsamer Rüstungsprojekte. Wie absurd ist das denn?
Dabei hat doch der grüne Parteikollege und Bundeswirtschaftsminister Habeck die Exportgenehmigung für Ausrüstung und Munition für Kampfflugzeuge der Typen Eurofighter und Tornado im Wert von 36 Millionen Euro erteilt. Scheiß Doppelmoral!
Großkotzig
Fatal: Die Grünen gefallen sich in der Rolle als staatsstützende und staatstragende Partei, Ja sie sind sogar mächtig stolz darauf. Parteichefs Omrid Nouripour geht sogar soweit, dass er großkotzig die Grünen für sakrosant erklärt: „Wir tragen den Staat, wir tragen diese Gesellschaft, wir tragen diese Demokratie.“
Geht’s nicht ein bisschen kleiner? Als Regierungspartei haben sich die Grünen total verwandelt, bis an den Rand zur Selbstaufgabe. Sie müssen aufpassen, dass sie bei allem Pragmatismus und dem Gefühl, an der Macht zu sein, Gefahr laufen, dass sie alle ihre Grundsätze über Bord werfen und eine Partei wie CDU oder FDP werden.
Doppelwumms
Der Doppelwumms ist durch. Der Bundestag hat das 200 Millarden Euro-Hilfspaket beschlossen. Als Sondervermögen. Am Bundeshaushalt vorbei. 200 Milliarden Euro gegen die Krise, damit die hohen Energiepreise und die horrende Inflation nicht ganz so wehtun. Doppelte Entlastung durch die Gaspreisbremse und direkte Zuschüsse an die VerbraucherInnen.
Konkret heißt das, der Bund will die Abschlagszahlungen für Gas und Fernwärme im Dezember für alle Gaskunden komplett übernehmen. Aber wie soll das umgesetzt werden? Schwierig im kaum digitalisierten und Datenschutz hörigem Deutschland.
Gießkanne
Ab März soll die echte Gaspreisbremse kommen. Dann werden nur noch 80 Prozent vom Gasverbrauch subventioniert. Für die restlichen 20 Prozent müssen die VerbraucherInnen Marktpreise bezahlen, vermutlich deutlich mehr.
Von der Abschlagszahlung um Dezember profitieren indes alle Gaskunden, also auch die, die es nicht nötig haben. Mal wieder Gießkanne. Geht nicht anders, soll schnell gehen, so das Argument der Expertenkommission, die den Entlastungsplan innerhalb weniger Tage ausgeheckt haben.
Aber die Herren Lindner und Habeck haben sich ja monatelang einen kindischen Streit darüber geliefert, ob und wie lange und welche AKWs länger laufen dürfen. Da wurde viel wertvolle Zeit vergeudet, in der man über gerechtere und gezieltere Zuschüsse hätte nachdenken können.
Erneut Murks
Ebenso voll daneben: Die Gaspreisbremse soll erst ab März 2023 gelten. Angeblich technisch-bürokratisch nicht früher machbar. Was ist in der Zwischenzeit, im Januar und Februar? Müssen die Verbraucher dann erhöhte Gaspreise zahlen, bevor im März die Gaspreisbremse greift? Das versteht niemand. Erneut Murks. Wenigstens ab Januar sollte die Gaspreisbremse gelten. Dann müssen sich die Technokraten eben Mal richtig anstrengen.
Rückenschmerzen
Nun ein persönlicher, intimer Bericht über meinen Aufenthalt in der Uniklinik Freiburg: Ingesamt für 15 Tage war ich dort. Fünf Tage In der Neurochirurgie, in der medizinischen sogar zehn lange Tage. Seit April diesen Jahres litt ich unter Rückenschmerzen. Kein Tennis, keine Wanderungen im Schwarzwald.
Trotz intensiver Physiotherapie keine Schmerz-Linderung. Die Schmerzen wurden immer schlimmer. Schließlich zwei MRT-Aufnahmen, also Untersuchungen in einer Hightech-Röhre, bei der gestochenscharfe Bilder von Gelenken und Beckenorganen entstehen.
Bild-Analyse meines Orthopäden: Jetzt hilft nur eins: Operation. Anruf bei der Neurochirurgie. Operationstermin vereinbart. Diagnose: Spinalkanalstenose. Termin leider erst in14 Tagen. Warten unter Schmerzen.
Mappe in die Hand
Termin zur Voruntersuchung. Persönliche Anmeldung bei der Neurochirurgie der Uniklinik. Viele Fragen zur Identität. Alles wird in den Computer eingetragen. Trotzdem spuckt der Drucker viele Bogen Papier aus. Die kommen in eine braune Mappe, und die Mappe bekomme ich in die Hand.
Mit der Mappe soll ich auf die Station gehen, dort abgeben. Ich wundere mich darüber. Wieso das? Werden die Daten nicht digital übertragen? Von wegen digital. Nix läuft digital. Auch auf der Station Fragebogen über Fragebogen, die von Hand ausgefüllt werden.
Und immer die gleichen Fragen nach Gewicht, Größe, Alter. Sage und schreibe vier Stunden warte ich auf das Aufklärungsgespräch mit der Anästhesie-Ärztin. Sichtbarer und spürbarer Ärztemangel.
Dämmerzustand
Am nächsten Tag die Operation. Lange Fahrt mit dem Bett durch das Labyrinth der Klinik bis zúm Operationssaal. Ausgesprochen freundliche HelferInnen und AssistentInnen im OP. Ein Arzt hatte mich bereits über die einzelnen OP-Schritte und Risiken aufgeklärt.
Die Anästhesistin drückt mir eine Narkose-Maske aufs Gesicht, wünscht mir schöne Träume. Ich träume nichts, werde irgendwann aus dem Tiefschlaf geweckt. „Sie haben es geschafft“, höre ich eine Stimme aus dem Off. Ich habe ein schummriges, irgendwie unwirkliches Gefühl.
Wie lange ich nach der OP im Dämmerzustand im Aufwachraum liege, weiß ich nicht. Erleichterung und Hoffnung darauf, dass die Rückenschmerzen endlich vorbei sind. Anschließend zwei Tage strikte Bettruhe. Der Professor kommt vorbei, erklärt, dass die Op gut verlaufen sei. In drei Monaten könne ich wieder schmerzfrei Tennis spielen. So lange noch, maule ich. Aber das Wichtigste: schmerzfrei.
Eklatanter Personalmangel
Was mich wundert: Jeden Tag ein neuer Pfleger, bzw. eine Pflegerin, die sich um mich kümmern. Warum keine Kontinuität, frage ich. Antwort: „Kein Personal, die meisten sind Springer.“ Verschärfend kommt hinzu, dass in der HNO-Klinik gerade eine Station geschlossen wurde. Personalmangel, bzw. Ausfälle, weil zu viele MitarbeiterInnen an Corona erkrankt sind.
Einige der Patienten aus der geschlossenen Station sind jetzt bei uns auf der Station. Folge: noch mehr Betreuungsstress für die wenigen MitarbeiterInnen. Man merkt definitv, dass unser Gesundheitssystem an allen Ecken und Enden krankt.
Erste Schritte
Ich will erste Schritte auf dem Gang machen. „Auf Ihre Verantwortung“, sagt der Pfleger. „Ich kann Sie nicht begleiten, dafür habe ich keine Zeit. Zu viel zu tun.“ Ich hangele mich humpelnd an der Wand entlang zum Aufenthaltsraum für PatientInnen. Hier gibt es einen Kaffeeautomaten. Was ich im Nachhinein sehr zu schätzen weiß. Aber davon später mehr. Meine Bewegungen werden von Tag zu Tag flüssiger.
Warten auf das Entlassungs-Ok
Dann kommt der langersehnte Tag. Bei der Visite am Morgen sagt der Stationsarzt, ich könne im Laufe des Tages entlassen werden. Ich bin froh, schlucke die immer noch erforderlichen Schmerztabletten. Und warte und warte. Das endgültige Ok soll der Arzt geben. Der kommt gegen Mittag, sagen die PflegerInnen.
Es wird Mittag, es wird eins, es wird zwei Uhr. Kein Arzt in Sicht. Endlich gegen 16.30 Uhr sagt ein Pfleger, ich soll am Arztzimmer klopfen und mein Anliegen vorbringen. Gesagt getan. Ich klopfe. Der Stationsarzt öffnet, schaut mich erstaunt an. „Was machen Sie denn noch hier.“ – „Ich bräuchte das Ok von Ihnen, haben mir die Pfleger gesagt“, antworte ich.
Kommunikations-Probleme
Der Arzt: „Unsinn, brauchen Sie nicht. Das Ok von heute morgen reicht.“ Boah ey! Verdammter Mist, denke ich. Habe ich doch tatsächlich fast einen ganzen Tag umsonst hier abgesessen. Das nur, weil sich ÄrztInnen und PflegerInnen offenbar nicht richtig absprechen.
Eine Erfahrung, dass die Kommunikation nicht stimmt, werde ich noch öfter machen. Dann jedenfalls geht alles ganz schnell. Letzte Thrombosespritze, Taxischein ausgestellt. Tabletten erhalten. Verabschiedung von PflegerInnen. Fahrt nach Hause.
Plötzlich kurzatmig
Endlich zu Hause, das Gehen fällt noch etwas schwer. Nach-OP-Folgen. Ich soll viel Spazierengehen, so der Rat der Physiotherapeuten aus der Klinik. Mach ich auch. Aber was ist das? Ich spüre plötzlich, dass mir das Spazierengehen schwerfällt.
Ich schnaufe hörbar. Muss nach 100 Metern eine Pause machen. Am nächsten Tag das gleiche Bild. Ich denke, da stimmt irgendetwas nicht. Denke, dass die Kurzatmigkeit möglicherweise mit der Narkose zusammen hängt. Es ist Sonntag, Mein Arzt nicht erreichbar. Montag ist auch noch ein Tag, denke ich.
Herzrasen - Notfallklinik
Ich habe sowieso einen Termin mit meinem Orthopäden. Der wechselt das Pflaster auf dem Rücken, dann schaut er mich entsetzt an. „Sie schnaufen wie eine Lokomotive. Das ist nicht gut. Klingt wie eine Lungenembolie. Sie müssen sofort in die Notfallklinik.“ Besorgt ruft er in der Klinik an, meldet mich an.
Wenig später stehe ich atemringend am Anmeldefenster der Notfallklinik. Ich spüre, dass mein Herz rast. Der Empfangsraum ist voller wartender Menschen. Trotzdem werde ich nach wenigen Minuten aufgerufen. Lungenembolie-Verdacht, scheint den Aufnahmeprozess zu beschleunigen. Eine Pflegerin misst Blutdruck und Puls. Beides viel zu hoch. Erschreckend. Die Pflegerin versucht, telefonisch einen Arzt zu erreichen.
Betablocker
Dann begleitet sie mich in ein Untersuchungszimmer. Ich muss mich auf ein Bett legen. Eine Pflegerin schließt mich ans EKG an. Ein Arzt kommt, hört mich ab, nimmt Blut ab. Für weitere Untersuchungen werde ich in ein weiteres Zimmer geschoben. Dort liegen hinter Vorhängen weitere PatientInnen.
Ich werde an ein Herz-Kreislauf-Messgerät angeschlossen und verfolge argwöhnisch, wie sich Puls- und Blutdruckkurve in einem extrem hohen Bereich befinden. Ein Arzt spritzt Betablocker. Weitere Untersuchungen: Blutdruck, mehrmals Blutabnahme. Ultraschall. Dann CT, das sind Bildaufnahmen in einer Hightech- Röhre.
Lungenembolie
Ergebnis nach den vielen Untersuchungen. Der Verdacht hat sich bestätigt: Lungenembolie, sogar eine schwere Lungenembolie. Thrombus in der Lunge. Ich bin geschockt. Wenig später lande ich auf der Intensivstation.
Dort bekomme ich gleich zwei Zugänge in den Armen, einen Venen- und einen Arterienzugang. Über letzteren tropft langsam, aber stetig Blutverdünner in meinen Körper. Über einen weiteren Schlauch erhalte ich Sauerstoff. Ich muss stramm liegen, Aufstehen verboten. Ich kämpfe mit der Urinflasche.
Ursache unklar
Und ich frage mich verwundert, was da alles mit mir passiert. Und wieso? Ich kann gar nicht glauben, was Pfleger und Ärzte sagen: dass es sehr, sehr ernst gewesen ist. Was ist die Ursache für die Lungenembolie? Unklar.
Mögliche Verkettung unglücklicher Umstände. Rücken-OP, langes Liegen, eine frühere Thrombose. Nach zwei Tagen beruhigen sich die Werte: Blutgerinnung, Sauerstoff, Blutdruck, Puls pendeln sich auf Normalniveau ein. Verlegung auf eine Privatstation. Einzelzimmer im Altbau der Uniklinik.
Ich darf mich bewegen, habe aber einen ständigen Begleiter am Körper, ein Messgerät. Dieser Mincomputer überwacht mein Herz mittels Elektroden, die an meinem Oberkörper angebracht sind. Der Minicomputer überträgt die Daten an einen Monitor im Pflegerinnen-Zimmer. Sobald sich eine Elektrode löst, steht ein Pfleger oder eine Pflegerin im Zimmer, steckt die Elektroden neu.
Gemeinschafts-Toilette
Das Zimmer ist schön, hat aber einen Schönheitsfehler. Den entdecke ich in der ersten Nacht gleich auf unliebsame Weise. Ich muss auf Toilette, gehe zum Bad. Verdammt! Abgeschlossen! Was ist das? Wieso? Ich klingele nach einem Pfleger bzw. einer Pflegerin.
Ein junger Mann kommt, sagt lapidar. „Oh, da hat der Nachbar wohl vergessen, Ihre Tür wieder aufzuschließen.“ Ich bin perplex und frage, „wieso, ist das etwa ein Gemeinschaftsbad?“ Antwort: „Ist halt so in diesem Altbau.“ Ein unangenehmer Umstand, an den ich mich schwerlich, aber notgedrungen gewöhnen muss.
Gute fürsorgliche Pflege
Auch nicht unbedingt ein Aushängeschild für eine Privatstation: Es gibt keine Kaffeemaschine. Für einen Tee am Morgen muss ich quasi betteln. Lediglich nachmittags stehen zwei Kannen in der Aufenthaltsecke für Patienten. Eine mit Heißwasser für Tee und eine Kaffeekanne.
Was indes äußerst angenehm ist: Kontinuität bei den Pflegerinnen. Drei Pflegerinnen, die sich abwechseln, sind für mich zuständig. Kümmern sich professionell und fürsorglich um mich. Trotzdem gibt es Kommunikations-probleme. Ich trage jetzt Thrombose-Strümpfe, die mir ein Mitarbeiter eines Sanitätshauses angezogen hat. Das hat eine Pflegerin wohl nicht mitbekommen. Sie kommt mit elastischen Binden, um meine Beine stramm zu wickeln.
Ablation
In den nächsten Tagen viele Untersuchungen. Mehrmals Ultraschall vom Herzen – und eine Operation unter partieller Narkose. Eine überflüssige Bahn in der Herz-Vorkammer wird verödet. Der Vorgang heißt Ablation. „Der Sinusrythmus war gestört“, erklärt der Arzt.
Jetzt schlägt mein Herz wieder im normalen Rhythmus. Die Lunge ist dabei, das frühere Volumen zu erreichen. Noch drei Tage Ausruhen. Atmen üben und die Langeweile überbrücken. Dann ist es geschafft. Entlassung.
Zu Hause angekommen, kommt mir meine Wohnung zunächst fremd vor. Aber das Gefühl geht schnell vorüber. Spätestens, als ich mir eines meiner Lieblingsgerichte zubereite: Schnitzel mit Bratkartoffeln.