April 2024| 1. – 30. April

Klimaschutz: Warum Deutschland ein Maulheld und Volker Wissing ein Versager und Provokateur ist. Windkraft: Irre, wie Bürger argumentieren, um Rotoren zu verhindern. OP in Emmendingen: Ich kann wieder normal laufen. 

 


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Inhaltsverzeichnis

Schweizer Omas

Die gute Nachricht zuerst: Schweizer Omas haben es geschafft: Der europäische Gerichtshof gibt ihrer Klage Recht und verdonnert die Schweiz, mehr für den Klimaschutz zu tun. Damit ist auch juristisch festgestellt, was Politik und Wirtschaft bislang partout nicht einsehen wollten: Klimaschutz ist Menschenrecht,  Klimaschutzverbände können ihn einklagen. 

Im Klartext: Regierungen begehen Menschenrechtsverletzungen, wenn sie den Klimaschutz zu stark vernachlässigen. Ein Urteil mit Signalwirkung. Auch wenn es nur für die Schweiz gilt: Das Urteil eröffnet die Grundlage für weitere Klimaklagen in der ganzen Welt. 

Doch Obacht! Es gibt keine internationale Einigung darüber, nach welchem Prinzip Länder ihre Klimaschutz-Pflichten einhalten sollen und wie ernst es ein Land mit dem Klimaschutz meint. Siehe Deutschland. Ein Maulheld in Sachen Klimaschutz.

Es hakt bei uns

Das ehrgeizige Ziel, Klimaneutralität in der Mitte dieses Jahrhunderts zu erreichen, kannste für Deutschland vergessen. Klimaschutz, nein danke – das ist mittlerweile die Haltung der Mehrheit in Deutschland. Es hakt an allen Ecken und Kanten: Beim Windkraftausbau, beim Verlegen von Stromtrassen, bei der Umstellung auf E-Mobilität, beim Ausbau grüner Kraftwerke. 

Und mal wieder an der Begrenzung der Emissionen im Verkehr. Kein Sektor in Deutschland verfehlt die Klimaziele so deutlich wie der Verkehr. Rund 20 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen stammt aus dem Verkehr. Kein Wunder: Die Zahl der Autos auf Deutschlands Straßen steigt seit Jahren weiter. 

Nie wurden so viele Verbrenner zugelassen wie 2023. Um die Klimaziele des Jahres 2030 zu erreichen, müsste Deutschland das Tempo der CO2-Reduktion mehr als verdoppeln. Und der Verkehrssektor als CO2-Hauptverursacher müsste die Emissionen 14-mal so schnell senken als bisher.

Fahrverbote

Aber was macht der Hauptverantwortliche für dies Dilemma, FDP-Verkehrsminister Wissing? Der aalglatte Autofreund macht jahrelang nix und droht jetzt mit der Keule. Fahrverbote! Er tut mit einem Mal so, als würde er den Klimaschutz tatsächlich ernst nehmen. Wenn der Verkehrssektor sein Ziele erreichen will, gehe dass nur mir Fahrverboten, posaunt Wissing. 

Ein perfides und durchschaubares Manöver. Fahrverbote: die Höchststrafe für das autoverliebte Deutschland. Ein perfides und durchschaubares Manöver, mit dem er die Koalitionspartner und vor allem die Grünen erpresst. Die haben sich lange gewehrt, der unsinnigen Reform des Klimaschutzgesetzes zuzustimmen. 

Dieses an und für sich vernünftige Klimaschutzgesetz hatte die Vorgänger-Regierung beschlossen und sieht vor, dass jeder klimarelevante Sektor – Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude und Verkehr – jährlich nachweisem muss, ob er die Klimaziele erreicht. Falls nicht, müssen Sofortprogramme her.

Klimaschutz light

Dank Wissings heraufbeschworenem Katastrophenszenarios knicken Grüne und SPD ein und entkernen das Klimaschutzgesetz. Herausgekommen ist Klimaschutz light, besser gesagt Abgasfreiheit für CO2. 

Künftig muss nicht mehr jeder einzelne Sektor die gesetzlich vorgeschriebenen Klimaschutzziele einhalten, sondern es zählt das Gesamtergebnis der Emmissions-Einsparungen. 

Das heißt, die Fortschritte in einem Sektor können mit den Versäumnissen in anderen Sektoren verrechnet werden. Getreu nach Wissings Motto: Wenn die Anderen genügend Windräder bauen, dann kann ich weiter einen Verbrenner nach dem anderen zulassen und weiter von E-Fuels träumen.

Grüner Kniefall

Ein total verwässertes Gesetz und eine weitere Kröte, die die Grünen schlucken müssen, um an der Macht zu bleiben. Ein Bärendienst für den Klimaschutz. Dabei gibt es genügend alternative Maßnahmen, um die Emissionen im Verkehrsbereich zu drosseln: Ausbau des Schienengüterverkehrs, Tempo 30-Zonen und mehr Radwege in den Städten, Ausbau der E-Auto-Infrastruktur – und das Tempolimit. 

Mit ein bisschen mehr Druck von Seiten der Grünen wäre möglicherweise einiges machbar gewesen. Doch Schnee von gestern. Die FDP hat sich mit Rücksicht auf ihre Raser-Klientel mal wieder durchgesetzt. So wird das nichts mit dem Klimaschutz.

Windkraft

Eines der weiteren Beispiele, warum es in vielen Bereichen nicht voran geht mit dem Energiewende, ist die Windkraft. Eigentlich die effektivste Form der erneuerbaren Energien. Ein Windrad liefert in der Regel Tag und Nacht Energie, anders als die Sonne.

Um wie vorgesehen bis 2030 zu 80 Prozent C02-frei zu sein, müssten zwei Windrotoren pro Tag in Deutschland aufgestellt werden. Aber Pustekuchen. Die Windkraft erhält vor allem in Bayern und Baden-Württemberg mächtig Gegenwind. 

Dass in Bayern im vergangenen Jahr gerade mal 17 Windräder genehmigt wurden, ist gelinde gesagt Sabotage. Auch das Grün regierte Baden-Württemberg hat es 2023 gerade mal geschafft, 16 Windräder zu installieren. Skandalös.

Bremsklotz Bürger

Dabei ist seit 2023 per Gesetz vorgeschrieben, dass erneuerbare Energien überragende öffentliche Interessen haben und damit Vorrang vor anderen Belangen. Trotzdem verhindern Bürokraten und Bürger landauf land ab, dass es mit der Energiewende schneller voran geht. Zum Beispiel in Darmstadt, wo das Amt für Denkmalpflege ein geplantes Photovoltaik-Kraftwerk ausbremst, weil es auf dem vorgesehenen Baugrund eine vorzeitliche Siedlung vermutet. 

Der größte Bremsklotz aber sind die Bürger selber. Statt die großzügigen staatlichen Fördermittel für den klimaschonenden Umbau ihrer Heizungen zu nutzen, macht eine trotzige Mehrheit der Bundesbürger genau das Gegenteil. Sie schaffen sich klimaschädliche Heizungen an. 70 Prozent aller 2023 neu installierten Heizungen sind mit Öl oder Gas betrieben.

Schattenwurf

Wenn es um Windräder in ihrer Nähe geht, werden viele Bürger zu egoistischen Naturschützern. Beispiel: der geplante Windkraftpark im südlichen Breisgau. In der Nähe der kleinen Gemeinde Ehrenkirchen will die Firma Itera Energy vier Windräder errichten. Bürgermeister und Ehrenkirchener Gemeinderat unterstützen das Vorhaben, bekommen aber mächtig Zoff mit aufgebrachten Bürgern. 

Was die an den Windrädern auszusetzen haben, ist an den Haaren herbeigezogen. Zu laut, zu großer Schattenwurf, zu viel schädlicher Materialabrieb. Der vergifte den Boden, wenn er runterfalle, befürchten die Windkraft-Gegner. Irre, was manchen Bürgern einfällt, um keine Veränderungen in ihrem satten Leben zuzulassen.

Meine dritte OP

Alles wird gut. Das stimmt tatsächlich, zumindest, was meine chronischen Schmerzen an der Hüfte, beziehungsweise am Hintern betrifft. Anfang April habe ich mich nochmals einer Operation unterzogen. Diesmal in Emmendingen beim Wirbelsäulen-Spezialisten Jan Borremanns. Diesmal erfolgreich.

Oh Wunder, ich kann wieder vernünftig gehen! Langsam kann ich wieder meine Schritte geradeaus setzen, ohne zu humpeln und ohne bei jedem Schritt vor Schmerzen zusammen zu zucken. Das funktioniert sogar, ohne dass ich die Nordic Walking-Stöcke brauche. 

Es ist die dritte OP. Wer meinen Leidensweg verfolgt hat, weiß: erste OP Oktober 2022, dann leider das Missgeschick mit der Lungenembolie. Zweite OP im März 2023. Diese OP scheint zunächst erfolgreich zu sein. Die Schmerzen wurden zunehmend weniger.

Muskuläre Ursache?

Sie kommen aber mit Macht und großer Intensität im Juli 2023 zurück. Niemand weiß genau, warum. Neurochirurg Ronen Sircar, der die zweite OP ausführt, meint, das könne leider passieren. Seine Diagnose: Die Schmerzen sind muskulär bedingt, man müsse sie mit intensiver Physiotherapie behandeln. Aber merkwürdig: Trotz regelmäßiger und intensiver Physiotherapie stellt sich keine Linderung ein. 

Selbst der erfahrene Physiotherapeut Valentin Zaschke wundert sich, dass seine Bemühungen keine Wirkung zeigen. Er vermutet andere Schmerzursachen, die ihre Ursache möglicherweise an der Wirbelsäule haben. Das meinen auch meine Orthopäden Friedrich und Baumgartner. Sie raten zu einer erneuten OP. Ich bin verunsichert. Will mich nicht schon wieder aufschneiden lassen.

Arzt-Odyssee

Ich starte eine Arzt-Odyssee, lasse mich von unterschiedlichen Orthopäden, Neurochirurgen und Radiologen untersuchen, muss mehrmals CTs und MRTs machen. Die entscheidende Frage: Gehen die Schmerzen irgendwann mit Hilfe von Physiotherapie weg oder ist eine OP unvermeidlich? Unterschiedliche Ärzte unterschiedliche Diagnosen. Verwirrend. 

Doch schlußendlich kristallisiert sich eine deutliche Mehrheit für eine erneute OP aus. Ich entscheide mich, beim Neurochirurgen Jan Borremanns in Emmendingen unters Messer zu gehen. Er macht den vertrauensvollsten Eindruck, erklärt detalliert, was er vorhat, verspricht aber nicht das Blaue vom Himmel.

Keine Schmerzen mehr

Die OP ist gut verlaufen, drei Stunden hat der Neurochirurg an mir operiert. Über sich selbst sagt er bescheiden, er sei nur ein Handwerker. Ich finde, ein meisterhafter Handwerker. Exzellente Arbeit, natürlich kann ich nur beurteilen, was ich fühle. 

Und ich fühle mich erleichtert, weil ich keine Schmerzen mehr habe. Bis auf den Wundschmerz an den Stellen, wo Jan Borremans mich aufgeschnitten hat. Aber dagegen gibt es Tabletten. Viele. Natürlich auch solche, die den Magen schonen. 

Was mich wundert: Ich merke gar nichts von den Metallschrauben, mit denen der Neurochirurg meine Wirbelsäule versteift hat. Dass ich nichts merken würde, hat er vorher versprochen. Jan Borremans hat sein Versprechen gehalten. Chapeau!

Täglich Physiotherapie

Der Emmendinger Operateur hat in den Vorgesprächen angekündigt, dass ich nach der OP Physiotherapie erhalten werde. Auch das klappt. Eine taffe Litauerin mobilisiert mich, zeigt mir Übungen zur Muskelkräftigung. Sie kommt jeden Tag. acht Tage lang. Welch ein Unterschied zur Freiburger Uniklinik, wo nur ein einziges Mal ein Physiotherapeut auftauchte. 

Auch sonst macht die Emmendinger Kreiskrankenhaus einen guten Eindruck. Die Zimmer groß und hell, die PflegerInnen zugewandt und sehr freundlich. Espressomaschine und großer Kühlschrank auf dem Flur. Das Kreiskrankenhaus liegt auf einer Anhöhe außerhalb des historischen Ortskerns, etwas mehr als einen Kilometer vom Bahnhof entfernt. Zu Fuß in etwa 12 Minuten zu erreichen. Vor der OP für mich unmöglich zu schaffen. 

Irgendwie ungewöhnlich: Es gibt keine öffentliche Buslinie zwischen Krankenhaus und Bahnhof. Ich bin also gezwungen ein Taxi zu nehmen, zu den Vorgesprächen und zum OP-Termin. Nicht unbedingt zur Freude meiner Krankenkasse, die sich zunächst weigert, die Kosten für die Taxifahrten zu erstatten. Erst als der Arzt mir Gehunfähigkeit bescheinigt, lenkt die Kasse ein.

Kleinod Stadtpark

Wie andere mittelgroße und kleine Kliniken steckt auch das Kreiskrankenhaus Emmendingen in finanziellen Schwierigkeiten. Vergangenes Jahr klaffte eine Lücke von rund fünf Millionen Euro. Dieses Jahr sieht es nicht anders aus. Die Gründe sind bekannt. Inflationskrise, steigende Personalkosten, Rückgang der Fallzahlen. Landkreis und Stadt müssen wohl das Defizit ausgleichen. 

Ein halben Kilometer vom Krankenhaus entfernt liegt der Stadtpark Emmendingen, den ich nach der OP zu Fuß gut erreichen kann. Ein hübsches Kleinod mit Teich und markanten uralten Bäumen wie Mammut, Spitzahorn und Tulpenbaum. Sehr erholsam, ruhig und gut gepflegt. 

Nach neun Tagen im Emmendinger Krankenhaus schließt sich nahtlos die Reha an. Ein Krankenwagen fährt mich in die Mooswaldklinik bei Freiburg. Ein Bericht über meinen Aufenthalt dort folgt im nächsten Blog.

2 Antworten

  1. Lieber Detlev,

    weiter gute Besserung! Super, dass du in Emmendingen so gute Erfahrungen gemacht hast und die Schmerzen weg sind!

    Schade, dass wir beim Klimaschutz weniger erfolgreich sind!

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