März 2023 | 16. – 31. März

Macht Robert Habeck jetzt den Scholz? Was der große Kommunikator beim Heizungsthema alles falsch macht. Meine Parisreise – zwischen Müllbergen und Museen, zwischen Blaulicht und wütenden Demonstranten. Und: Geldbeutel gestohlen. Was tun?


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Inhaltsverzeichnis

Zoff in der Ampel

Die Erde brennt. Hitzewellen und Unwetterkatastrophen werden zunehmen. Die Klimalage hat sich weiter verschlechtert, statt sich zu verbessern. Und die Kassandrarufe des Weltklimarats (IPCC) werden immer lauter. Jetzt siecht auch der deutsche Wald dahin.

Was macht die deutsche Politik? Zofft sich heftig über Heizungen, Verbrenner-Aus – und frühzeitig durchgestochene Meldungen an die Bildzeitung. Es geht um Habecks Plan, in Neubeuten von 2024 an nur noch Heizungen zu erlauben, die mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Also die Nutzung von Wärmepumpen oder Fernwärme. 

Wohl gemerkt, es handelt sich um einen noch nicht ausgereiften Plan, einen Referentenentwurf, kein Gesetz.

Bild lügt wie immer

Trotzdem ein gefundenes Fressen für die erzkonservative Springer-Presse, die sich sogleich auf ihren Lieblings-Feind, Klimaminister Habeck, einschießt. „Wohnzimmer-Hammer, „Heizungsverbot und Sanierungszwang von Traumtänzer Habeck“. So und ähnlich lauten die Schlagzeilen. 

Kein Wunder, dass ImmoblienbesitzerInnen Zeter und Mordio schreien und von Millionenverlusten und gar Enteignung sprechen. Und die FDP haut in die gleiche Kerbe. „Für die Tonne“, ätzt Linder. Und:„zurück in die Montagehalle!“ 

Dabei ist die Meldung wie so vieles in der Bildzeitung falsch, bzw. halbrichtig und dient nur der Stimmungsmache contra Habeck.

Übeltäter Heizung

Richtig ist, dass die geplante Neuregelung de fakto den Einbau von Öl und Gasheizungen schon von 2024 an verbietet. Makaber: Die FDP selbst hat gemeinsam im Koalitionsvertrag mit SPD und Grünen festgelegt, dass ab 2025 alle neuen Heizungen mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen.

Gut, jetzt soll es schon 2024 so sein. Und Habeck drückt auf die Tube. Muss er auch. Neben Wissings Verkehrssektor sind es die deutschen Gebäude, die regelmäßig die nach dem Klimaschutzgesetz zulässigen Emissions-Höchstmengen überschreiten, so auch 2022. 

Der Grund: In knapp der Hälfte der 43 Millionen Wohnungen im Land wird Erdgas zum Heizen verfeuert, ein Viertel heizt mit Öl. Ein Unding, eine der vielen noch nicht korrigierten Erblasten der Vorgängerregierungen.

Entwarnung

Trotz der oft herumgeisternden Meinungen mancher PanikmacherInnen: Kein Hausbesitzer, keine Hausbesitzer muss befürchten, dass die jetzt bestehenden, funktionstüchtigen Öl- und Gasheizungen herausgerissen werden müssen.

Komplett verboten soll das Heizen mit fossilen Brennstoffen erst im Jahre 2045 sein. Dann, wenn ganz Deutschland sich als klimaneutral verstehen will. Jedoch alte Öl- und Gasheizungen, die mehr als 30 Jahre auf dem Buckel haben, müssen schon von 2024 an ausgetauscht werden. Schrittweise. Was auch immer das heißt. 

Hier sind offenbar ebenfalls Ausnahmen möglich. Und da liegt der Hase im Pfeffer: In der Mehrzahl der deutschen Heizungskeller laufen solche Brummer älteren Semesters. Die Kosten für die Haussanierung und -dämmung sowie den Einbau einer Wärmepumpe gehen jedoch schnell mal in die Hunderttausende. Das können sich die meisten Haushalte nicht leisten.

Besitzer gut gesichert

Folge: Es braucht milliardenschwere Fördertöpfe für Härtefälle. Aber was ist ein Härtefall, ab welchem Einkommen beginnt er? Die soziale Ungleichheit bei uns ist riesengroß. ImmobilienbesitzerInnen sind meistens im Alter besser abgesichert als Mieter. 

Da stellt sich zu recht die Frage, ob  ImmobilienbesitzerInnen überhaupt Zuschüsse benötigen. Sicherlich dürfte es vielen von ihnen nicht schwerfallen, selbst die Modernisierung ihrer Heizung zu bezahlen. 

Andere Kleineigentümer wiederum, die noch im Rentenalter Bankkredite für ihr Häuschen abstottern müssen, sind sicherlich auf Zuschüsse angewiesen. Diese Fragen müssen dringend sozial gerecht geregelt werden.

Keine Gießkanne!

Was auf keinen Fall passieren darf, ist eine Zuschussverteilung nach dem Gießkannenprinzip. Habeck hat zwar einkommensabhängige Förderung und Zuschüsse für neue Heizungen versprochen –  nur für Eigentümer mit geringen oder mittleren Einkommen. Aber wer weiß, was den Marktfetischisten von der FDP wieder dazu einfällt. 

Eine weitere Hürde nennt Habeck nicht: die Hürde Haushalt. Es ist schwer vorstellbar, dass der knauserige Finanzminister Lindner neben Milliarden für Verteidigung, Kindergrundsicherung und Pflegeversicherungs-Reform auch noch Milliarden für Heizungen und Wärmedämmung ausgeben will. Da ist neuer Zoff programmiert.

Miserable Kommunikation

Beinahe habe ich den Verdacht, dass Habeck jetzt den Scholz macht. Verwunderlich, dass der große Kommunikator Habeck seine Heizungsaustausch-Pläne so miserabel kommuniziert. 

Es spielt keine Rolle, ob die Pläne zu früh durchstochen worden sind oder auf einer Pressekonferenz verkündigt worden wären. Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Die Menschen sind verunsichert, haben Angst. Erst die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, jetzt auch noch die Kosten für die Heizungssanierung. 

Niemand weiß genau, was auf einen zukommt. Was ankommt, ist leider nur, dass verboten werden soll. Und nichts fürchten die Deutschen mehr als Verbote. Das geht so nicht.

Dringende Fragen

Die Menschen wollen mitgenommen werden, sie wollen wissen, was auf sie zukommt. Sie wollen Antworten etwa auf folgende Fragen: Wie lange darf ich meine Öl- oder Gasheizung noch nutzen? Wann muss ich eine neue Heizung einbauen? Wie viel Geld wird mich eine Sanierung kosten? Wie komme ich an Förderungen und Zuschüsse? 

Der nette Herr Habeck muss jetzt einiges erklären, damit er nicht zum Verbotsminister wird. Dackelblick reicht nicht. 

Noch ein Wort zur FDP: Sie muss endlich erkennen, dass es beim Klimaschutz auf Tempo ankommt – und ausgerechnet hier nicht auf ein Tempolimit. Sie muss endgültig aufhören zu bremsen und zu blockieren, sonst versinkt sie endgültig in der Bedeutungslosigkeit.

Parisreise

Eine Woche Paris. Kunst, Museen, mein Französisch verbessern und Savoir vivre. Das ist das Ziel. Den Zeitpunkt für die Reise habe ich allerdings nicht  geschickt gewählt. Es ist genau die Zeit, in der die Franzosen wild und wütend sind über Emmanuel Macron. 

Der forsche und arrogante Staatspräsident will das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 heraufsetzen – was er mittlerweile auch durchgesetzt hat. Besser gesagt, rücksichtslos durchgeboxt hat. Ohne Abstimmung im Parlament. Per Dekret.

Ohnmächtige Wut

Kein Wunder, dass ganz Frankreich wütend aufheult und es jetzt noch mehr Proteste gibt als in den Wochen zuvor, als die Reform noch im Parlament und Senat diskutiert wurde. In vielen Städten ohnmächtige Wut, Massendemonstrationen, brennende Müllberge, zerstörte Fensterscheiben, Verhaftungen. Eine Polizei, die mit Wasserwerfern, Tränengas und Knüppeln reagiert. 

Es geht jetzt nicht nur um die ungeliebte Rentenreform, sondern auch um die Frage, wie demokratisch Frankreich noch ist.

Zug fällt aus

Die Bilder und Berichte von Massendemonstrationen und Streiks flimmern seit Wochen über die TV-Bildschirme, auch bei uns. Just an dem Tag, an dem ich nach Paris anreisen will, bekomme ich die Auswirkungen der Proteste zu spüren. Es ist ein Sonntag, aber das juckt die französischen EisenbahnerInnen nicht. Sie streiken trotzdem. 

Mein TGV fällt aus. Zwei Stunden Frust und nervige Warterei in Karlsruhe auf den nächsten TGV, der fahren soll. Er fährt tatsächlich, ist aber proppevoll. Ich habe Glück, ergattere einen Sitzplatz.

 

Centre Pompidou

Nach gut drei Stunden komme ich mittags am Bahnhof Paris Est an. Die Familie, bei der ich über die Sprachschule Halbpension gebucht habe, hat mir geschrieben, dass sie mich am Sonntag erst um 17 Uhr empfangen kann. Macht nichts, so habe ich noch Zeit für einen Museumsbesuch. 

Meine Wahl fällt auf das Centre Pompidou. Mit der Metro vom Gare de l’Est elf Minuten bis zur Station Sebastopol-Étienne Marcel, dann zu Fuß weiter über die Rue Rembuteau. Fußgängerzone. Die Mehrzahl der Bars und Cafés hat zu. Wenig Passanten sind unterwegs. 

Das ändert sich beim Place George Pompidou. Eine lange Menschenschlange vorm Eingang des Centre Pompidou. Ein imposanter Koloss aus Stahl und Glas, der im seichten Sonnenlicht glänzt. In weiser Voraussicht habe ich online ein Ticket im Voraus gebucht.

Fantastischer Blick

Das Zeitfenster für den Eintritt für mich ist natürlich längst geschlossen aufgrund des Zugausfalls. Kein Problem, ich komme trotzdem rein, auch ohne zu warten. Strenge Taschen- und Gepäckkontrolle am Eingang. 

Dann gleite ich über vier Rolltreppen in transparenten Plexiglasröhren bis ganz nach oben auf die sechste Etage. Vorbei an grünen, blauen und gelben Versorgungsröhren und -leitungen. Von der Dachetage ein fantastischer Blick über die Metropole mit ihren Millionen Schornsteinen und  Schieferdächern. In der Ferne der bronzene Eiffelturm, nicht ganz so weit die schneeweiße Sacre Coeur auf dem Montmartre. 

Die ständige Ausstellung ist ein Feuerwerk der modernen und zeitgenössischen Kunst. Chagall, Louise Bourgeois, Matisse, Kandinsky. Und viele andere mehr. Am meisten beeindrucken mich die abstrakten Werke Kandinskis und die monströse Glasvitrine Anselm Kiefers. Rostige, umgekippte U-Boote. Beklemmendes Zeugnis für das Grauen der Seekrieges.

Musee d’Orsay

Das Centre Pompidou braucht keinen Vergleich zu scheuen mit dem Musée d’Orsay. Wenngleich das Museum in dem früheren Bahnhof ungleich größer und monumentaler ist. Ich besuche es an einem anderen Tag und bin schier überbewältigt über die gigantische Auswahl an weltbekannten Kunstwerken. 

Auf der fünften Etage impressionistische und postimpressionistischen Meisterwerke: Van Gogh, Renoir, Monet, Bonnard, Degas, Corbet. Mich interessieren auch die Pointilisten Seurat und Signac. Kaum vorstellbar ihre Geduld und Akribie, mit der sie Tausende von Farbtupfern für jedes ihrer Werke gesetzt haben.

Ich kann nicht mehr

Faszinierend auch Gustave Caillebotte. Ein Künstler, den ich bislang nicht kannte. Außerordentlich eindrucksvoll seine Darstellung der Parkettschleifer oder der schneebedeckten Dächer von Paris. Im Erd- und Untergeschoss, früher die Bahnhofshalle, reiht sich ein stuckgeschmückter Saal an den anderen, in denen weitere Meisterwerke präsentiert werden. 

Sie stammen vorwiegend aus Privatsammlungen, präsentieren beispielsweise Werke von Bonnard und Odilon Redon. Nicht zu vergessen die Unmengen an Skulpturen in der ehemaligen Bahnhofshalle. Man wird schier wahnsinnig von der Flut der Eindrücke. Irgendwann kann ich nicht mehr. Meine Aufnahmefähigkeit ist am Ende.

Boulevard St. Michel

Sehr viel Glück habe ich mit der Lage der Wohnung meiner Gastfamilie. Mitten im Zentrum. Nur zehn Minuten zu Fuß bis zur Sprachschule. Fünf Minuten zur Seine. Eine Riesenwohnung in der zweiten Etage in einem der schmucken Art Deco-Häuser am Boulevard St. Michel. Die Wohnung ist riesig, 200 Quadratmeter, sechs Zimmer. 

Ich kann mir kaum vorstellen, wie meine Gastgeberin, Madame Aspirot, sich diesen Palast leisten kann. Fragen habe ich mich nicht getraut. Die ältere Dame legt wenig Wert auf Kommunikation. Leider. Lediglich die üblichen Begrüßungsformeln kommen ihr über die Lippen. Eigentlich ist das nicht der Sinn des Konzepts der Sprachschule.

Magere Kost

Die Privatunterbringung ist dazu gedacht, dass die SprachschülerInnen viel mit ihren GastgeberInnen reden, um die ihre Fähigkeit zu trainieren, sich mündlich auszudrücken. Pech gehabt. Pech hatte ich auch mit dem Abendessen. Mal Omelett, mal aufgewärmte Erbsen mit Tortellini. Ansonsten drei Scheiben Aufschnitt. Von wegen französische Küche. 

Wenigstens gab’s abends manchmal einen kleinen Salat. Natürlich habe ich mich bei der Schule beschwert.. Allerdings ohne Erfolg. Die Schulleitung wundert sich, da sie bislang gute Erfahrung mit Madam Aspirot gemacht hat.

Diebstahl

Auch wenn sie nicht sehr kommunikativ ist und trotz ihrer mangelhaften Kochkünste – in einem Fall erweist sich Madame Aspirot als Retterin in der Not: Sie hilft mir mit Geld aus. Mir ist genau das passiert, wovor viele mich gewarnt haben. Ich wurde beklaut. Taschendiebstahl. 

Irgendein Kerl oder eine Kerlin hat es doch tatsächlich geschafft, mir unbemerkt in die Manteltasche zu greifen und mein Portemonnaie zu stehlen. Wahrscheinlich mitten im Getümmel auf dem Fußgängerüberweg vom Boulevard St Germain auf den Boulevard St. Michel. „Merde!“, wie es auf französisch heißt. 

Alles weg: Geld, Bankkarten, Personalausweis, Führerschein. Sowie diverse weitere Karten etwa für Carsharing und die Stadtbibliothek Freiburg.

Auf dem Kommissariat

Ich habe natürlich gleich alle Bankkarten sperren lassen. Konnte trotzdem nicht verhindern, dass mit meiner Karte eingekauft wurde. Immer Kleinbeträge, die sich jedoch auf cirka 100 Euro summieren. 

Mir ist bekannt, dass die Bank in solchen Fällen den Verlust erstattet. Das beruhigt ein wenig. Aber in jedem Fall muss ich zur Polizei, Anzeige erstatten. Das nächstgelegene Kommissariat liegt im 11. Arrondissement. Zehn Minuten per Bus. Der Eingang streng bewacht mit bewaffneten Gendarmen. Taschen- und Körperkontrolle. 

Gar nicht so einfach, meine Identität zu beweisen ohne Dokumente. Die persönlichen Angaben im Handy sowie mein Foto auf dem Wochenticket für die Metro helfen beim provisorischen Identitätsbeweis. Warten darf ich trotzdem sehr lang, bis ein Beamter den Diebstahl aufnimmt. 

Ohne eine Miene zu verziehen, tippt er meine Angaben in den PC, die er kurz und knapp erfragt. Ausdrucken des Protokolls, zwei dicke Stempel. Fertig. Au Revoir und Bonne Chance.

Meterhohe Müllberge

Jetzt zum eigentlichen Sinn der Reise, die Sprachschule Bayswater: Sie ist gar nicht so schlecht für ein Institut, das von englischer Hand geleitet wird und Französisch in Paris unterrichtet. Ansonsten ist Bayswater bekannt für Englisch-Unterricht an renommierten Colleges in Großbritannien. 

In Paris befindet sich Bayswater in einem unscheinbaren, aber weitläufigen Gebäude in einem gepflasterten Innenhof. Eine grüne, geschwungene Treppe führt zu den Unterrichtsräumen in der zweiten Etage. Der Unterricht ist modern, mediengestützt, die LehrerInnen zugewandt und didaktisch-methodisch kompetent. Durchaus zu empfehlen. 

Bemerkenswert und irgendwie bizarr (merkwürdig): Die aktuellen Themen Rentenreform, Streiks und Demos streifen wir nur am Rande. Immerhin, die Sprachlehrerinnen geben zu, dass sie mittlerweile genervt sind vom Müll, der sich in vielen Pariser Stadtvierteln stapelt. Die Abfallberge türmen sich inzwischen meterhoch. Kaum ein Vorbeikommen auf den engen Trottoirs. Ganz zu schweigen vom Gestank.

Rentnerparadies?

Aber offenbar wird der Müll-Streik toleriert, wenn auch unwillig. Übrigens gehen bisher die Müllwerker in Frankreich mit 57 in Rente, wegen der Schwere ihrer Arbeit. Die Reform sieht vor, dass auch sie zwei Jahre länger arbeiten sollen. 

Egal, ob Rente mit 57, 59, oder 62. Die Zahlen hören sich traumhaft an für uns Deutsche. Wir Männer müssen bei uns bis 67 schuften. Rentnerparadies Frankreich? Protestieren und streiken die Franzosen auf hohem Niveau? Stimmt so nicht. Tatsächlich geht kaum jemand mit 62 in Frankreich in Rente.

Ähnlich wie bei uns

Das gesetzliche Renteneintrittsalter ist lediglich das Alter, mit dem man in Frankreich frühestens in Rente gehen kann. In der Realität beginnt der Ruhestand für viele Franzosen und Französinnen erst später. Eine volle Rente bekommt nur, wer lange genug in die Rentenkasse eingezahlt hat. 

Für einen vollen Rentenanspruch muss man momentan 42 Jahren geschuftet und eingezahlt haben. Das bedeutet, dass beispielsweise ein Mann, der mit 23 Jahren angefangen hat zu arbeiten, nach der bisher geltenden Regelung bis mindestens 65 arbeiten musste, um ohne Abschläge in Rente gehen zu können. 

Schrittweise soll die Zahl der Beitragsjahre bis 2027 auf 43 angehoben werden. Zum Vergleich: Bei uns in Deutschland beträgt die Versicherungszeit für die Altersrente 45 Jahre.

Feindbild Macron

Trotz des Gestanks und der meterhohen Berge: Der Müll ist kein beherrschendes Thema in der Stadt. Das Leben in den Pariser Straßen, Geschäften, Bistrots und Restaurants geht einfach weiter. Dafür wird kräftig geschimpft über die Eliten und über Macron, der sein Volk nicht versteht und abgehoben regiert. Und über die hohen Preise – für Lebensmittel, Energie, besonders für Benzin und Diesel. 

Die Metro fährt, ist aber proppenvoll. Wie Sardinen gequetscht stehen die Menschen. Aber sie sind stumm. Jeder fährt für sich allein, ist allein, frisst seinen Unmut über die Rentenreform in sich hinein.

Flackerndes Blaulicht

Am Tag, an dem bekannt wird, das Macron nicht mal das Parlament abstimmen lässt, steigert sich die Wut. Abends werde ich Zeuge einer Spontan-Demonstration. Ich komme von einer Veranstaltung im Marais-Viertel, Stand up-Comedie. 

Eine inhomogene Menge von Menschen bewegt sich auf einer Nebenstraße Richtung Innenstadt. Vielleicht wenige Hundert. Sie rennen, skandieren Parolen, viele recken die Fäuste. Einige zerren den Müll, der sich auf dem Trottoir stapelt, auf die Straße. In der Ferne sind Flammen zu sehen. Vielleicht brennende Müllberge. Ich weiß es nicht. 

Es ist unheimlich. Polizeisirenen sind zu hören. Flackerndes Blaulicht nähert sich. Ich mache, dass ich auf die Hauptstraße komme. Erwische gerade noch einen Bus. Der kommt kaum vorwärts im dichten Verkehr. 

Am Pont Neuf ist Schluss. Polizeiwannen mit Blaulicht blockieren den Quai du Louvre. Ich muss nach Hause laufen. Am nächsten Morgen lese ich in  der Zeitung von mehreren spontanen Demonstrationen, verletzten Polizisten und verhafteten Demonstranten.

Opera Bastille

Mein letzter Tag in Paris. Am Abend keine Demonstrationen. Es ist erstaunlich ruhig. Die Kneipen sind schon am frühen Abend rappelvoll. Ich fahre auf gut Glück zur Opera Bastille, versuche ein Ticket für die Abendvorstellung zu ergattern. Es klappt. Ein Opernbesucher verkauft mir das Ticket seiner Begleitperson, die wohl kurzfristig abgesagt hat. 

Ein Abend in der Pariser Oper. Ein wahrhaft berauschendes betörendes Erlebnis. Hamlet, eine Oper von Thomas Ambroise nach der berühmten Shakespeare-Vorlage. Ein versöhnlicher Abschluss meiner Paris-Reise.

Eine Antwort

  1. Aus Verunsicherung aufgrund des irren und wirren Heizungsverbots von Habeck werden jetzt immer mehr Gasheizungen bestellt. Habe ich auch gemacht. Der spinnt doch, der Typ. Atelierdks: du bist viel zu nett zu diesem Traumtänzer. Der ist ein Alptraum und gehört weg!

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